Feliz Navidad aus Argentinien
Gesa schickt uns einen weihnachtlichen Kurzbericht der bisherigen Trainings in den letzten zwei Monaten aus Argentinien aber der Reihe nach:
„Nach der Deutschen Meisterschaft in Röbel im Oktober ging es im November für insgesamt 20 Tage in zwei Trainingsblöcken nach Marseille in „die Base“ des Deutschen Segler Verbandes, die im Vorfeld der olympischen Spiele dort seit 2 Jahren installiert ist. Ich hatte ja berichtet, dass die Base alles hat, was man im Trainingslager so benötigt (Werkstatt, Videoauswertungsequipment, Hanteln und Ergos, Sonnen- und Regenschirme) und zudem ein sicheres Areal bietet, das wir uns regelmäßig mit anderen Nationen geteilt haben.
Optimal wäre es gewesen, nach Lanzarote zu reisen, da dort die Bedingungen so ähnlich sein sollen, wie im WM-Revier vor Mar de Plata/ Argentinien aber wir waren froh, überhaupt noch Segeltage absolvieren zu können.Das Wetter war eigentlich ganz vielfältig. Von Flaute bis Sturm, von flat sea bis hin zu richtigem Schwell, der dafür gesorgt hat, dass wir kaum an die Rampe kamen. Aber Südfrankreich geht immer, auch kulinarisch. Hinzu kam dass mich meine auf der Durchreise befindliche Tante und mein Onkel spontan auf eine Pizza eingeladen haben. Tolle Tante :-). Ausflüge nach Aix en Provence und in die Stadt (die Base ist ein wenig außerhalb in Pointe Rouge) standen ebenso auf dem Programm. War die Hinfahrt mit über 20 Stunden Nonstop Fahrt schon echt nervig (zwischen den Trainingsblöcken bin ich nochmal für eine Woche nach Hause nach Kiel geflogen) mit einem Stau von mehreren Stunden kurz vor dem Ziel, so hatten wir bei der Rückfahrt Glück. Wir sind, ähnlich wie Hochseesegler, schnell genug unterwegs gewesen, um vor der Kälte- und Schneefront wieder in Kiel anzukommen. Am Ende mussten wir beim Abladen der Boote diverse Heizstrahler und Heißluftgebläse bemühen, um die eisigen Persenning und Gurte abzubekommen…
Am 3.12. ging es dann nach Mar del Plata/ Argentinien. Aus einer wenig komplexen Reise von Hamburg nach Frankfurt und dann nach Buenos Aires hat die Lufthansa wegen eines Flugausfalls die Reise Hamburg-Lissabon-Sao Paulo-Buenos Aires gemacht. Wirklich klasse, wenn man in Sao Paulo strandet, man mit Ausweis und Gepäck (das war zum Glück mitgekommen, incl Neo-Anzug im Handgepäck ;-) am Schalter steht und einem erklärt wird, man sei doch eigentlich schon in Buenos Aires. Finde den Fehler. Egal. Am Ende habe ich eine Nacht in Buenos Aires eingelegt, mich ein wenig akklimatisiert (es sind nur 4 Stunden Zeitunterschied) und bin dann weitergeflogen nach Mar del Plata, was ungefähr 400 km südöstlich von Buenos Aires liegt (jetzt ist der Moment gekommen, in dem man in den alten Diercke Weltatlas schauen kann, um herauszufinden, dass der Ort auf der Höhe der Südküste Australiens liegt….). Meine Trainingsmädels waren schon einen Tag früher da (da hat noch alles geklappt mit dem Flug) und hatten die Charterboote besorgt, so dass ich gleich einsteigen konnte in das Training, da mittlerweile auch unser Trainer eingetroffen war.
Mar del Plata hat rund 500.000 Einwohner und im Sommer (der aktuell auf der Südhalbkugel ist) kommen noch mal eben ein paar Millionen Touristen dazu, um dort über Weihnachten und Neujahr Urlaub zu machen. Das Wetter ist sommerlich warm zwischen 20 und 28°C. Das Wasser ist atlantikwarm. Ich habe ein wirklich schönes Apartment gehabt und es mir für die Zeit bis zum 23.12. auch nett eingerichtet. Zum Training ging es zu Fuß oder für einen US Dollar auch mal mit dem Uber Taxi. Wir haben knapp drei Wochen Training hinter und gebracht und uns an die welligen Bedingungen mit Atlantikschwell bei viel und wenig Wind und jeder Menge Seelöwen gewöhnt. Die Charterboote waren ein wenig löchrig und so waren am Ende der jeweiligen Trainingseinheiten immer 10 Liter Wasser im Boot. Am Ende gab es noch eine sogenannte Coachregatta, an der verschiedene internationale Trainingsgruppen teilgenommen haben. Ich habe den Eindruck, dass ich meinen Speed ein wenig wiedergefunden habe. Doof und in gewisser Weise enttäuschend war, dass ich während des Trainingslagers eine Email vom Deutschen Segler Verband bekommen habe, in der mir mitgeteilt wurde, dass ich im kommenden Jahr keinen Kaderstatus mehr in der Nationalmannschaft haben werde. Daran hatte ich wirklich zu knabbern, auch wenn die Entscheidung aufgrund meiner Leistungen in diesem Jahr in Ordnung geht. So gehe ich bei der am 3.1. beginnenden WM wieder im PYC Bib an den Start, so dass die Fotos wenigstens nice aussehen werden. An dieser Stelle danke ich dem PYC, Carsten, dem Schatzmeister und dem gesamten Vorstand für die Unterstützung in diesem Jahr und insbesondere bei den Trainingslagern und der WM. Ohne diese Unterstützung wäre ich nicht hier und könnte nicht versuchen, mich an die Weltspitze heranzubewegen. Herzlichen Dank!!
Die kommende Woche verbringe ich mit meinem Bruder Hannes in Buenos Aires und in Montevideo, um Weihnachten zu feiern und ein wenig zu entspannen nach den letzten doch sehr anstrengenden 8 Wochen. Ende des Monats kommt dann mein Vater, um mich während der WM kulinarisch zu unterstützen. Die WM findet vom 3. bis zum 10. Januar statt und ist für die deutschen und viele der internationalen insgesamt 120 Teilnehmerinnen der erste Schritt (von dreien) für die persönliche Qualifikation zu den olympischen Spielen in Marseille im August 2024. Entsprechend angespannt ist verständlicherweise die Stimmung. Es folgen dann noch die EM in Athen und die Princes Sofia Regatta in Palma de Mallorca, so dass die Saison sportlich und mental schon im April zu Ende sein wird. Bis dahin pausiere ich mit dem Studium und versuche, wieder ergebnistechnisch ein wenig Boden gutzumachen und Erfahrungen zu sammeln.
Bis dahin erstmal frohe Weihnachten und einen guten Rutsch in das neue Jahr, verbunden nochmals mit dem Dank für Eure Unterstützung und das Daumendrücken aus der Ferne!
Eure Gesa“
Foto: Deutscher Segler Verband