Für die Bordbibliothek

Sehnsuchtsrevier Ostsee

(Delius Klasing, 2019, 237 Seiten, 29,90 €)

Dieses großzügig mit professionellen Fotos bebilderte Buch weckt sofort den Wunsch, möglichst bald loszufahren und die Ostsee als Revier vor der Tür selbst neu oder weiter zu erkunden. In 18 Berichten gibt es Anregungen zu nahen und weiteren Zielen: Von Rügen und Usedom/Peene (dann eher mit Motorboot), die Flensburger Förde bis nach Dänemark inklusive Bornholm, rund um Schweden (und – quer durch – dem eigentlichen Göta-Kanal, d.h. ohne Väner-See und den Trollhättan-Kanal bis Göteborg), Polen und Finnland. Die Texte stammen von Redakteuren der Zeitschriften Yacht und boote, aber auch von einschlägig bekannten Autoren wie Sönke Roever und Marc Bielefeld. Ergänzend beschäftigt sich ein Kapital mit „Schärensegeln – Regeln fürs Segeln“ und liefert viele Hinweise zu den Besonderheiten des Reviers bei Navigation, Ankern oder Festmachen in Naturhäfen.In jeder Reviervorstellung findet man neben den schönen Fotos eine Übersichtskarte mit Nummerierung der jeweils kurz beschriebenen Häfen einschließlich möglicher Ausflugs- und Besichtigungstipps. Dieses Buch ersetzt keinen Törnführer im engeren Sinne oder gar ein Hafenhandbuch; dazu fehlen die jeweiligen Hafenpläne zur Anfahrt. Dies ist angesichts des Titels „Sehnsuchtsrevier“ aber auch nicht der Anspruch, sondern eher für die Zeit außerhalb der Saison, sich Gedanken zu machen, wo es das nächste Mal hingehen soll ...Vermissen kann man ein Orts- bzw. Hafenregister, um bestimmte Zielorte schnell zu finden, aber das tut einer Empfehlung, in diesem Buch einmal zu gedanklich versinken, keinen Abbruch.
21.2.2021 Hans-Joachim Motzkus
 

Cati und Johannes Erdmann: Könnt Ihr mal das Segel aus der Sonne nehmen?

(Delius Klasing, 2021, 224 Seiten, 19,90 €)

Wer sich wie Cati und Johannes Erdmann (hat mit Wilfried Erdmann nur den Nachnamen gemein) entschließt, den Lebensunterhalt und auch den Unterhalt seines Bootes als Charterskipper in der Karibik zu verdienen, muss damit rechnen, dass nicht nur Segler an Bord kommen.Nicht nur nautische und seglerische Arbeiten stehen dann für und mit den Chartergästen an. In diesem Segment der touristischen Veranstaltungen geht es natürlich auch um die „Rundum-sorglos-Versorgung“ der Reisegäste, die häufig dann auch ahnungslose Landratten sind. Von Club Méditerranée und Robinson ist bekannt, dass von Animation bis „all-inclusive“ alles dazu gebucht werden kann. Von den Charterreisen auf Schiffen von Michael Hering ist zum Beispiel bekannt, dass zum Captain`s Dinner der Skipper einmal pro Törn kocht. Da kann es dann von sauren Senfeiern nach Art der Schulspeisung bis hin, auf einem anderen Törn mit anderem Skipper, zu einer portugiesischen Fischsuppe große Unterschiede geben.Die Ansprüche der Gäste sind hoch; also Vorsicht! Wir wissen, dass eine nicht unerheblich große Gruppe von Touristen nach der Reise nicht erbrachte oder nur zum Teil erbrachte Leistungen einklagen, um im Nachhinein den Reisepreis zu senken. Nach der sogenannten Frankfurter Liste kann dann der Preis um erhebliche Prozente gesenkt werden, wenn zum Beispiel eine Baustelle unmittelbar vor dem gebuchten Hotel den Eingang blockiert oder schon morgens um sechs Uhr mit Baulärm weckt. Auch das im Vorfeld versprochene Fenster mit Meerblick ist eingepreist, wenn dieser nur mit Verrenkungen im Halswirbelbereich zu erahnen ist.Unter der Einleitung „Wir hatten mal einen Gast...“ erzählen die Erdmanns dann von amüsanten Merk- und Denkwürdigkeiten, von denen eine es in den Titel des Buches geschafft hat. Mehr möchte ich an dieser Stelle nicht verraten.Ich selber chartere gelegentlich auch und achte sehr genau darauf, wer für den Törn aufeinandertrifft. Es soll schließlich Urlaub für alle sein und eine harmonierende Chartergruppe ist die Grundlage dafür. Kuriose Begebenheiten ergeben sich auch dann sowieso. Die Bücher von Kapitän Bawaritzka (zum überwiegenden Teil nur noch antiquarisch zu bekommen) sind zum Thema Chartern ebenfalls sehr lesenswert.
25.02.2021 Benedikt Heüveldop