Für die Bordbibliothek

20. März 2021
Kategorie: 
Sonstige

Guirec Soudée: Segeln mit Huhn : Guirec & Monique und ihre verrückte Reise um die Welt
(Delius Klasing, 1. Aufl. 2021. 208 Seiten, 232 Fotos und Abb. - ISBN 978-3-667-11885-1, 29,90 €)

Was treibt einen jungen Mann dazu, seine Schule abzubrechen, sich allein und mit sehr wenig Geld mit einem Huhn auf einen 36.140 sm langen Törn zu begeben? Die Reise führte von der Bretagne aus in die Karibik, über Grönland, durch die Nordwestpassage, nach San Francisco, die Antarktis mit Kap-Hoorn-Umsegelung bis zurück in die Bretagne.
Und warum mit einem Huhn? Seelentröster, Maskottchen, Proviant – das alles hat ja Tradition – und es ist wohl von allem etwas mit dabei, denn die 1.110 Eier, mit denen „Monique“ ihn versorgte, und die Tagebuchaufzeichnungen – belegt mit zahlreichen phantastischen Fotos – werden im Plural (Monique und ich, also „wir“ ) verfasst.
Guirec Soudée wagt sich „in die Schule des Lebens“ und sucht die „wilde Untümlichkeit“ und die Einsamkeit. Als er an der Küste Grönlands zur Überwinterung ankommt, bezeichnet er sich als „der glücklichste Mensch auf der Welt“ und verbringt dort bei -30 Grad Celsius ohne äußere Hilfe und Kommunikationsmittel immer optimistisch den langen, dunklen Polarwinter. Auch größte technische Probleme (Motorausfälle, leckender Süßwasserbehälter, Autopilotschäden, GPS-Ausfälle, Segelrisse, gebrochener Lümmelbeschlag, …) und seglerische Missgeschicke lassen ihn nicht verzagen.
Sein Motto lautet: „Ohne Problem kein Abenteuer.“
Erst nach dem Point Nemo im Südpazifik, dem entferntesten Punkt zur nächstgelegenen Küste, bei 13 m hohen Wellen, 60 Knoten Wind, einer Durchkenterung und auf ihn zutreibendes Packeis spricht Guirec nach permanentem Rudergehen von „Muffensausen“.
Nach zwei Jahren Segelns, unterbrochen von Geldverdienen und Überholungen/Reparaturen seiner Stahlyacht Yvinec, erreicht er wieder seine Heimatinsel. „Es ist nicht das Ende eines Traums, sondern der Beginn eines anderen. Das Meer hat mich gepackt. Ich kann nicht mehr von ihm lassen.“ So lautet sein Fazit.
Und was ist mit Monique? – Sie hat gelernt zu schwimmen, SUP zu fahren, Fliegende Fische und auf Deck gespülte Kalmare mit Appetit zu verspeisen und Witterung und Seegang (ohne Seekrankheit?) zu überstehen. Aber, sie hatte ja auch einen fürsorglichen Begleiter.
„Mancher gibt sich viele Müh mit dem lieben Federvieh…“ (Wilhelm Busch).
Dieses amüsante, herrlich bebilderte Buch führte bei der zugegebenermaßen in die Jahre gekommenen Leserin zu häufigem Kopfschütteln. (Der Verlag bietet eine Leseprobe auf seiner Website an.)
Zu verfolgen ist diese Reise auch unter: www.guirecsoudee.com
Irene Schifferer
 

Jan Werner: Törnführer Dänemark 2 : Fünen – Seeland – Lolland – Falster – Møn – Bornholm
(Delius Klasing, 12., vollst. überarb. Auflage 2021. 272 Seiten, 248 Fotos u. Abb. - ISBN 978-3-667-11790-8, 39,90 €.)

Dieser in neuer Auflage erschienene Band deckt – wie im Untertitel beschrieben – die maßgebliche dänische Inselwelt ab; Anholt und Læsø sowie das dänische Festland (Jütland einschl. Limfjord) werden im zuletzt 2019 im gleichen Verlag aufgelegten Törnführer Dänemark 1 desselben Autors beschrieben. Dort sind angabegemäß in der Einleitung auch mehr landeskundliche Informationen über Dänemark zu finden. Gleichwohl werden in dem vorliegenden Buch wichtige Hinweise zu nautischen und landesspezifischen Besonderheiten für die Törnplanung und -durchführung nicht unterschlagen (z.B. Hinweise zu Sperrgebieten, Seenotrettung, Notfalldienste, Fischerei, Zoll- und Haustierbestimmungen).
Das für das Revier nur Seekarten des herausgebenden Verlages genannt werden, ist im Internetzeitalter verkraftbar.
Auf insgesamt 272 Seiten wird das Revier mit Hilfe von acht Törnvorschlägen detailliert mit Plänen zu allen Häfen und empfohlenen Buchten sowie 238 Fotos vorgestellt; Übersichtskarten auf den beiden Innenseiten des Klappcovers zum Gesamtrevier mit Seitenangaben zu den Häfen sowie abschnittsbezogen zu jedem der acht Törngebiete erleichtern die Orientierung. Gegenüber älteren Ausgaben wurde auch die Farbgebung in den Plänen der Seekartensystematik angepasst (d.h. dunkel = flach). Luftaufnahmen findet man nicht; wer sie zu den Häfen vermisst, wird in den einschlägigen Hafenhandbüchern fündig (u.a. Beigabe bei Seekartensätzen).
Erwarten kann man in den einzelnen Törnvorschlägen Hinweise zu nautischen Besonderheiten wie Strömungen, Wasserstandsveränderungen bei Wind, zu beachtende Flachs und Hindernisse sowie den Liegeplatzsituationen in den Häfen einschließlich Service und Verpflegung, die größtenteils die eigenen Erfahrungen des Autors widerspiegeln. Daneben findet man zu jedem Törnvorschlag auch Hinweise zur Anreise ins Zielgebiet, z.B. warnende für die Durchquerung des Großen Belt oder ergänzende bei der Anfahrt nach Bornholm durch Aufnahme des aktuellen Hafenplans von Sassnitz als eine Anreise-Alternative.
Ergänzt werden alle Kapitel durch knappe Landschaftsbeschreibungen und touristische Ausflugstipps zu Fuß, per Fahrrad, Bus o.ä., aber auch für Schlechtwetterphasen. Viele kurzweilige Passagen zu geschichtlichen Hintergründen der Inseln, Orte und Sehenswürdigkeiten runden diesen „Reiseführer“ ab, wenn es um mehr als um „Seemeilen machen“ geht.
Im Internet ist auf der Website des Verlags eine Leseprobe zu diesem Buch aus den Kapiteln „Vorbereitung“ und „Törnvorschlag 1“ verfügbar, aus der man sich selbst einen Eindruck verschaffen kann.
Aus meiner Sicht: Empfehlenswert!
Hans-Joachim Motzkus