Heimkehr nach 99 Jahren

18. Januar 2023
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Club

Im Auftrag des Clubkameraden J. Dietloff wurde 1924 von der Heidtmann-Werft in Hamburg als eine der ersten Segelyachten nach dem Ersten Weltkrieg ein 60 qm Nationaler Kreuzer gebaut, der in der zweiten Hälfte der 1920er Jahre in den Ergebnislisten etlicher Regatten im Berlin-Brandenburger-Raum auftauchte: Stromer II. Die Nationalen Kreuzerklassen, 1911 vom Potsdamer Yacht Club insbesondere gegen den Kaiserlichen Yachtclub im Verband durchgesetzt, erfreuten sich großer Beliebtheit. Das galt vor allem für die kleineren, 35er und 45er Klassen. 1925 waren im Yachtregister des Deutschen Segler-Verbandes (damals: DSVb) 79 bzw. 91 Yachten eingetragen. Für die 60er Kreuzerklasse gab es lediglich 13 Eintragungen, drei weitere kamen in den nächsten fünf Jahren hinzu, darunter Stromer II. (Die Yacht, 23/1926)

Bereits 1928 verkaufte J. Dietloff seinen Nationalen Kreuzer an den Clubkameraden W.E. Seitz. Im September jenes Jahres wurde das Schiff mit dem Segelzeichen „A 3“ unter dem Namen Oho in das Yachtregister des DSVb eingetragen (Die Yacht, 40/1928). Doch auch diese Verbindung währte nicht lange. Im Juni 1930 informierte Die Yacht (24/1930), dass einen Monat zuvor ein neuer Eigner, nämlich der Marine-Regatta-Verein, das Schiff unter seinem neuen Namen Samoa in das Yachtregister des DSVb eintragen ließ. Danach verliert sich die Spur weitgehend.
Die Umtakelung zum 50 qm Seefahrtkreuzer könnte noch vor 1932 stattgefunden haben, da die 60 qm Kreuzerklasse zwischen 1928 und 1932 zur Altersklasse erklärt und damit deklassiert worden war. (Die Yacht, 03/1933) Dem Hörensagen nach soll das Boot überdies im Verlauf der Nachkriegszeit versenkt und wieder gehoben worden sein. Und auch der Zeitpunkt der Einlaminierung von Rumpf und Deck ist nicht dokumentiert, fällt aber vermutlich in die Zeit zwischen 1966 und 1970.

Aktenkundig wurde der ehemalige Stromer II erstmals wieder im Jahre 1960, und zwar im Yachtregister des Spandauer Yacht-Club unter dem Namen Resolute und mit dem Segelzeichen „V 3“. Zwei weitere Eignerwechsel später stand es dann 2019 an der Scharfen Lanke bei der Seemannschaft Berlin zum Verkauf – und unser Clubkamerad L. Rommel konnte die historische Yacht in den Heimathafen am Wannsee zurückholen. Nach einigen Arbeiten in Eigenregie wurde jedoch schnell klar, dass für die Rettung des Holzschiffs Fachleute gefragt waren. Die umfangreichen Sanierungsarbeiten, die quasi in vier Bauabschnitten durchgeführt wurden, zogen sich über drei Jahre hin. (Lutz Rommel wird darüber beim Clubabend am 1. Februar 2023 berichten!) Im November 2022 konnte die elegante historische Yacht bei der Boot & Fun der Öffentlichkeit präsentiert werden – und ab der Saison 2023 liegt sie wieder daheim im Hafen des Potsdamer Yacht Club, eingetragen in das Yachtregister unter dem Namen Stromer.

Wir gratulieren unseren Clubkameraden L. Rommel und Dr. M. Rommel ganz herzlich zum Erwerb und der erfolgreichen Rettung dieses geschichtsträchtigen Schiffes und wünschen ihnen und ihrem Schmuckstück allzeit gute Fahrt und eine Handbreit Wasser unter dem Kiel!

Sigrun Putjenter