Potsdamer Abend 2023

08. Februar 2023
Kategorie: 
Club

An einen Potsdamer Abend im Januar 2022 konnte man sich nicht so recht erinnern; kein Wunder, galt doch seit dem 15. Januar des letzten Jahres die „Zweite Verordnung zur Änderung der Vierten SARS-CoV-2-Infektionsschutzmaßnahmenverordnung“. Diese sah vor, dass Veranstaltungen in geschlossenen Räumen mit mehr als zehn Personen nur unter 2G plus-Bedingungen stattfinden durften, also für Geimpfte bzw. Genesene mit einem negativen Testergebnis, nicht älter als 24 Stunden, oder dem Nachweis der erfolgten Booster-Impfung. Der Vorstand verlegte den Potsdamer Abend daraufhin in den Mai.
Dies nur zur Erinnerung, wie gut wir es hatten, als sich am Freitag, den 27. Januar, endlich wieder rund 120 Clubmitglieder, der neue Kommandant der Gorch Fock, KptzS Andreas-Peter Graf von Kielmansegg, mit einer Abordnung seiner Crew, zwei Vertreter des Vorstands des befreundeten Fürstlichen Yacht-Club Putbus e.V. sowie fast der gesamte Vorstand des PYC treffen und die erfolgreichen Seglerinnen und Segler der vergangenen Saison ehren und feiern konnten.

Die Choreographie des Abends folgte im Wesentlichen dem traditionellen Prozedere: Nach dem Sektempfang im Schankraum der Gastronomie, der sich sukzessive über sämtliche Räume verteilte, empfing der Erste Vorsitzende, Benedikt Heüveldop, offiziell die Gäste und gab, angesichts der zahlreichen anstehenden Ehrungen, umgehend an die „Jugendtroika“, Jugendobmann Julius Adomeit und seine beiden Unterstützer Maria Oncken sowie Tino Scharnbeck weiter.

Aus der Gruppe der Opti B wurden dann
- Josephine Klamroth (29. von über 215 Kindern der Opti-B-Rangliste 2022),
- Nils Schiffelmann (12. der Opti-B-Rangliste 2022) und
- Lale Adomeit (Berliner Meisterin 2022 und 3. der Opti-B-Rangliste)
für ihre Leistungen ausgezeichnet. Alle drei sind inzwischen nach Opti A aufgestiegen und sammeln dort ihre Erfahrungen: „Die Starts sind schwieriger“, bekannte Lale, „die können das einfach besser.“

Aus der Runde der solchermaßen erfahreneren Opti A wurden
- Johanna Krebs (156. von über 420 Seglerinnen und Seglern der deutschen Opti-A-Rangliste),
- Paul Lepa (79. der deutschen Opti-A-Rangliste) und
- Johannes Schütz (eigentlich Brandenburger Meister, da Sieger der Schwielochsee-Pokalregatta, und 65. der deutschen Opti-A-Rangliste)
nach vorne gebeten und erhielten – wie alle zu Ehrenden an diesem Abend – je eine sportlich-edle dunkelblaue Sporttasche aus recyceltem Meeresplastik („Damit seid Ihr die Guten!“) mit PYC-Branding.

Aus dem Kreis der Opti-A-Segler zeichnete Julius Adomeit schließlich noch drei Jugendliche aus, die in der letzten Saison stets ganz vorne an der Startlinie zu finden waren, inzwischen aber den Opti hinter sich gelassen haben und in den 420er umgestiegen sind:
- Sebastian Backhaus (59. der deutschen Opti-A-Rangliste) sowie die Brüder
- Darius Hartig (32. der deutschen Opti-A-Rangliste) und
- Elias Hartig (27. der deutschen Opti-A-Rangliste), die, auf ihre ersten Erfahrungen als Team im 420er befragt, sehr um Diplomatie bemüht durchblicken ließen, dass hier noch ganz andere Probleme zu lösen sind, als sich alleine in einem großen Opti-Startfeld den Überblick und eine gute Startposition zu verschaffen.

Samuel Tolckmitt, dessen Saisonhöhepunkt im ILCA 6 in der Teilnahme an der EM in Thessaloniki bestanden hatte, beendete die Saison als 85. der ILCA-6-Rangliste. Wie es seglerisch jetzt weitergeht, steht noch nicht fest, zunächst einmal hat das Abitur Vorrang.

Den Regattaplan der 29er haben dagegen Leonie Böcker und Paula Lepa schon wieder fest ins Auge gefasst. Sie wurden für ihre Leistungen im vergangenen Jahr ausgezeichnet, darunter u.a.: 2. Platz beim Eurocup in Hyères (1. Platz der Damenwertung U17!), Teilnahme an der WM in El Balís, Spanien, sowie Goldfleet beim Eurocup Italien (2. Platz der Damenwertung U17!). Um die Saison 2023 perfekt vorzubereiten, waren sie über Silvester schon wieder zu einem intensiven Trainingslager in El Balís. (Näheres dazu in ihrem Bericht auf der Homepage.)

Aus der Gruppe der 420er stand Theo („Eddy“) von Bülow zusammen mit seiner Steuerfrau, Eva Schäfer-Rodriguez (VSaW), u.a. mit einem 17. Platz bei der Kieler Woche auf der Liste der herausragenden Segler. Es folgten Anne Wolters und Leonie Oncken, die u.a. als 23. bei der YES in Kiel sowie als 22. bei der Kieler Woche abgeschnitten hatten. Außerdem besaß der PYC mit Romeo Grobe und Moritz Peschke ein weiteres sehr gutes Team: 10. Platz beim Lupo Cup auf dem Gardasee, 26. bei der YES und ein 19. Platz bei der Kieler Woche. Hervorragend hatte sich in der vergangenen Saison Clara Held mit ihrer Vorschoterin Johanna von Lepel (BYC) geschlagen: qualifiziert für WM und EM, 12. Platz bei der WM, Gold Fleet bei der EM und u.a. der 4. Platz bei der Kieler Woche! Als Steuerfrau zählt Clara zur Jugend-Nationalmannschaft des DSV. Nach der Trennung von ihrer Vorschoterin ist sie aktuell dabei, sich neu aufzustellen.

Danach gab es zunächst einmal die Gelegenheit zur Stärkung. Gleich nach der Hauptspeise ging es jedoch weiter:
Als Überraschung zum herzlichen Willkommen des neuen Kommandanten und seiner Abordnung zeigten Martin Meyer und die Schriftführerin einen kurzen Film über das vergangene Jahr der Gorch Fock: von den letzten Schritten vor der Übergabe an die Marine im August 2021 bis zum Ende der ersten Ausbildungsfahrt unter ihrem neuen Kommandanten  KptzS Andreas-Peter Graf von Kielmansegg. (Zum Nacherleben im YouTube-Kanal des PYC)
Danach ergriff der Kommandant selbst das Wort. Er betonte die Bedeutung der Gorch Fock als Ausbildungsschiff und wies auf den zuweilen schwierigen Spagat zwischen der Funktion als Ausbildungsschiff bzw. als „Botschafter in Blau“ hin; eine Erfahrung, die man auch bei dem Ausbildungstörn im vergangenen Herbst gemacht habe. Ab Mitte März, erläuterte KptzS Graf von Kielmansegg, gehe es nun „auf einer eher klassischen Route“ in Richtung La Coruña und Cádiz, Spanien. Nach einem ersten Crewwechsel würden anschließend Madeira und die Azoren angesteuert. Dort finde ein weiterer Crewwechsel statt, bevor die Gorch Fock über Irland nach Kiel zurückkehre. Der Tradition seiner Vorgänger folgend brachte auch Graf von Kielmansegg dem Potsdamer Yacht Club zum Dank einen Gruß des Segelschulschiffs mit. „Es ist ja schon einiges vorhanden“, schmunzelte er, „quasi ein Ersatzteillager.“ Im Zeitalter der Kommunikation habe man sich diesmal für ein „Bauteil aus dem Bereich der Fernmeldetechnik“ entschieden, dem Alter des Schiffes geschuldet handle es sich dabei allerdings um ein analoges Bauteil, mit dem üblicherweise, so der Kommandant, mal mehr und mal weniger freundliche Botschaften über das Oberdeck und in die Takelage verbreitet würden, heute aber, bei der Übergabe an den Potsdamer Yacht Club, seien es natürlich nur freundliche Botschaften, viele gute Wünsche der Besatzung sowie herzliche Grüße aus Kiel und ein großes Dankeschön – und überreichte dem Ersten Vorsitzenden eine auf Hochglanz polierte, der Länge nach halbierte und auf einen gediegenen hölzernen Sockel montierte Flüstertüte aus Messing.

Während im Saal und auf der Terrasse der Nachtisch gelöffelt wurde, ließ Fahrtenseglerobmann Matthias Haller das vergangene Jahr Revue passieren, dankte für alle eingegangenen Törngrüße und zeichnete die Familien Kühling und Perschmann in der Kategorie „Familientörn“ für den Bericht über ihren Sommertörn im Ionischen Meer aus. Preisträger in der Kategorie „Sportlichster Törn“ wurde Hafenkapitän Hans Glave für seinen mehrwöchigen Törn bis nach Oslo in Kombination mit der Teilnahme an der Regatta Sjælland Rundt. Und die Ehrung in der Kategorie „Langfahrt“ gebührte ganz eindeutig dem langjährigen Schatzmeister Hans-Joachim Motzkus, der nun – bar seiner ehrenamtlichen Verpflichtungen – vom 21. Mai bis zum 4. September letzten Jahres auf der Ostsee sein konnte. Dafür verlieh ihm Matthias Haller obendrein den Franz-Schönborn-Preis, den Seeseglerpokal 2022.
Von den Teilnehmern an den Fahrtenwettbewerben des BSV (Binnen: Sigrun Putjenter & Carsten Hanisch; Küste: Martina Wichmann-Bruche & Gert Bruche, Anja & Andreas Peschlow; See: Hans-Joachim Motzkus, Gabi & Matthias Haller), denen ebenfalls ein Lob ausgesprochen wurde, wird man vielleicht an anderer Stelle noch hören.

Mittlerweile wohlgesättigt und zufrieden verfolgte man anschließend die Ehrungen der Regattasegler. Als Erste stand Gesa Papenthin auf der Liste des Sportobmanns. Nach u.a. einem 3. Platz bei der IDM und einem weiteren 3. Platz bei der GIDJM (2. der U21-Wertung) beendete sie die Saison auf dem 8. Platz der Rangliste und mit der Aufnahme in den Nationalkader. (Da Gesa bereits auf dem Weg zum Trainingslager nach Hyères war, nahm ihr Vater, der langjährige Jugendobmann Hartmut Papenthin, den Preis stellvertretend entgegen.) Ebenfalls im ILCA 6 war Bernardo Low-Beer erfolgreich: Deutscher Vizemeister! Im 470er hatten letztes Jahr Cosima Schlüter und Vorschoter Finn Schäfer (BYCÜ) u.a. mit ihrem Titelgewinn der IDJM überzeugt. Und sowohl im 470er als auch im Korsar zeigten sich Uti und Frank Thieme (BYC/PYC) – wie immer, möchte man fast schon sagen – ungeheuer erfolgreich: 1. der Rangliste, Deutsche Meister und Polnische Meister, um nur einige Erfolge zu nennen. Dazu kam u.a. noch der 5. Ranglistenplatz bei den 470ern. Sportobmann Carsten Hanisch verlieh beiden, als bestem Regattateam des Clubs, daraufhin die Georg-Grünwald-Kette. – Das Ende der Liste seglerischer Erfolge war damit jedoch noch nicht erreicht. Unbedingt noch zu erwähnen waren:
Marc Romberg, der mit Uwe Lätzsch (NRV), im 15er Jollenkreuzer zahlreiche Regatten gewann, Deutscher Vizemeister wurde und die Rangliste anführt,
Stefan Klötzing, der sich durch diverse Top-Ten-Platzierungen den 13. Platz in der Rangliste der „Mini-Zwölfer“ (2.4 mR) hart erarbeitete, und
Holger Köhne, der mit Sohn Jan Köhne sowie mit Sven Ulrich zum Saisonende den 6. Platz der Rangliste belegte, Ostdeutscher Meister wurde, verschiedene Regatten gewann, den 7. Platz bei der WM einnahm, zuweilen aber auch einfach Pech hatte und sich jetzt auf die Chancen der neuen Saison freut.
Nach dieser Erfolgsrevue lockte der Dancefloor im Potsdamer Zimmer. Doch irgendwie verfing das Angebot in diesem Jahr weniger als sonst, wichtiger schienen die Gespräche zu sein, die noch bis tief in die Nacht geführt wurden. Wenn die letzten Gäste jedoch erst gegen 2 Uhr morgens gehen, kann die Veranstaltung aber wohl getrost als Erfolg gewertet werden.

Sigrun Putjenter

(Text & Fotos)