Für die Bordbibliothek

03. Juli 2021
Kategorie: 
Sonstige

Gerd Radspieler, Melanie Haselhorst, Kenneth Dittmann: Törnführer Griechenland 2 : Attikaküste – Petalischer Golf – Südlicher Euböa-Golf – Südteil von Euböa – Kykladen
(Delius Klasing, 9., vollst. überarb. Aufl. 2021. 240 Seiten, 97 Fotos und Abb. - ISBN 978-3-667-11939-1. - 39,90 €)

Der Törnführer „Griechenland 2“ enthält die Seegebiete um die Halbinsel Attika und den südlichen Teil von Euböa mit dem Petalischen und südlichen Golf von Euböa sowie die Kykladen. Im ersten Teil der Reihe wird dagegen der Westen Griechenlands mit Korfu, dem Ionischen Meer, den Golfen von Patras und Korinth, den Peloponnes und dem Argolischen und Saronischen Golf bis Athen beschrieben. Der dritte und letzte Teil, „Griechenland 3“, bezieht sich auf die ostägäischen, der türkischen Küste vorgelagerten Inseln, den Dodekanes und Kreta.

Der vorliegende Band, „Griechenland 2“, erscheint inzwischen in der 9. Auflage. Dies zeigt bereits seine Bedeutung, die er neben dem „Greek Waterpilot“ hat, der jedoch ausschließlich in englischer Sprache erscheint. Genau wie die anderen beiden Bände der Reihe enthält er alle wichtigen Informationen, die man für einen Törn in griechischen Gewässern (sowohl für die Vorbereitung als auch unterwegs) braucht. Dabei ersetzt er nicht die erforderlichen Seekarten (darauf wird auch im Vorwort ausdrücklich hingewiesen), sondern gibt ergänzende Informationen zu Land und Leuten und allen wichtigen Gegebenheiten vor Ort, bis hin zu Banken und Tavernen.
Die Autoren des Buches besuchen seit vielen Jahren die griechischen Segelreviere und haben mit intensiver Recherche vor Ort alle entscheidenden Informationen zusammengetragen. Als Hafenhandbuch ist der Band unerlässlich für die Auswahl der Reiseziele, da er sowohl beschreibt, welche Häfen und Ankermöglichkeiten es in der jeweiligen Region gibt, als auch über deren Ansteuerung , Wassertiefen, Liegeplätze, Versorgungs- und Servicemöglichkeiten informiert. Zusätzlich erleichtern die beigegebenen Übersichtskarten der einzelnen Regionen den Überblick.

Für jeden, der die wunderbare Inselwelt oder das griechische Festland vom Wasser aus erleben will, sollte dieser Band ein unerlässlicher Bestandteil der Reisebibliothek sein. Wer bereits eine der vorherigen Ausgaben besitzt, muss nicht unbedingt sogleich zum Nachfolger greifen. Die Erneuerung oder gar der Neubau von Häfen schreitet in Griechenland nur sehr langsam voran.

Carsten Hanisch

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Johanna und Lutz Klostermann: Work-Sail-Balance : in Teilzeit um die Welt
(Delius Klasing, 1. Aufl. 2018. 256 Seiten. - ISBN 978-3-667-11276-7. - 5 €)

„Wie aus dem Nichts tauchen im Morgengrauen etwa 15 alte Zwei- und Dreimaster aus dem Nebel auf. Piratenschiffe? Langsam und taumelnd kommen uns die grauen Museumsobjekte entgegen. Alle 15 Schiffe segeln lautlos und wie auf Schienen einen Bogen um uns herum und verschwinden wieder im dichten Nebel. Wir stehen noch lange an Deck mit einem Becher dampfendem Kaffee in der Hand: Großes Kino!“

Bei dieser Begegnung vor Amsterdam haben Johanna und Lutz Klostermann erst wenige Seemeilen ihrer Weltumsegelung seit ihrem Aufbruch im winterlichen März 2012 in der Ostsee hinter sich. Es ist ihr gemeinsamer Traum geworden, seitdem Johanna gleich zu Beginn ihrer Freundschaft klarmachte, dass sie eines Tages um die Welt segeln wolle. Es hat Lutz jedenfalls nicht davon abgehalten, sie zu heiraten und kurz darauf mit ihr gemeinsam das große Abenteuer ihres Lebens zu beginnen.

Auf kurzweilige und unterhaltsame Weise beschreibt Johanna ihre Reise in Teilzeit um die Welt. Dabei wird auf geschickte Art ihre persönliche Geschichte mit den vielfältigen Erlebnissen auf den insgesamt fünf Etappen der Fahrt verbunden. Ihre Reise führt sie mit wechselnden, oft familiären Mitseglern aus der winterlichen Nordsee auf der ersten Etappe zunächst in die Bretagne. Von da aus geht die Reise über La Gomera in die Karibik, Panama und weiter bis nach Neukaledonien.
„Sag mal, meinst du, Levi mag das Meer?“ Diese Frage stellt sich den beiden plötzlich nach der zweiten Etappe. Schon länger standen sie auf der Warteliste für eine Adoption und ihr Traum wird fast über Nacht während einer Etappenpause in Deutschland wahr. Was nun? Der Leser erlebt dabei die Gedanken und Widersprüche der nun zur Kleinfamilie avancierten Weltumsegler sehr offen mit und kann sich unschwer in die geänderte Situation und die Zweifel und Hoffnungen der beiden hineinversetzen.
Doch es geht weiter! Behutsam wird der kleine Levi mit auf erste Schläge in der Karibik mitgenommen und das Boot und die Route schließlich ganz auf das Segeln mit Kind angepasst. Aus der Karibik und auf der Passage von Panama bis nach Neukaledonien folgen Schilderungen von Segeltagen mit fliegenden Fischen und Delfinen, exotischen Häfen und traumhaften Ankerplätzen sowie Ausflügen und Erlebnissen an Land. Kleine Geschichten von Inseln wie Tahiti, Bora Bora, Tonga und Fidji reihen sich aneinander, während ihr Sohn heranwächst und zum Mittelpunkt der kleinen Familie und der Reiseerzählung wird.
Anhand der auf jeder Etappe neuen Erlebnisse mit und an Bord ihrer Dehler 38 „RUND360°“ werden am Ende jedes Kapitels farblich abgesetzte Tipps gegeben, die von der Organisation, über Technik, Sicherheit, Navigation und Crew bis hin zur Familienzeit an Bord reichen. Obwohl diese Tipps weit entfernt von einer Vollständigkeit zur Planung oder Nachahmung einer Weltumsegelung sind, bieten sie jedoch wichtige Hinweise darauf, woran auch gedacht werden sollte und wie sehr vorher Unvorhergesehenes ein solch großes Vorhaben beeinflussen kann. Bestes Beispiel dafür ist die sich über das ganze Buch erstreckende „never ending story“ des immer wieder defekten Autopiloten.
Die kleine Familie, Johanna, Lutz und Levi Klostermann, erreicht im vierten Jahr die Südsee und ist sich einig, dass ihre heißgeliebte Dehler bald einem familienfreundlicheren Katamaran weichen soll. Das Teilzeitmodell hat sich für sie als beste Alternative zum kompletten Ausstieg aus dem Leben zuhause erwiesen. Die Teilhabe am beruflichen, sozialen und familiären Leben zuhause bleibt dabei erhalten. Das weiterhin aus selbständiger Arbeit erwirtschaftete Einkommen während der Etappenpausen erlaubt ein Leben und Reisen ohne große Einschränkungen und ohne Schmälerung der Rücklagen. Auch die mitunter zermürbende Arbeit am Boot und Heimweh spielen keine so große Rolle angesichts des stets vorhanden Ausblicks auf die nächste Etappenpause daheim. Aus der Erfahrung von Etappenlängen zwischen wenigen Wochen bis zu zehn Monaten empfinden sie als Fazit etwa vier Monate als die ideale Etappenlänge. So endet die Reise in Teilzeit um die Welt vorerst mit dem Verkauf des Bootes in Neukaledonien und der Rückkehr in das winterliche Berlin des Jahres 2015.

Das kurzweilige und hervorragend als unterhaltsame Lektüre geeignete Buch endet mit einer Liebeserklärung: „In den letzten vier Jahren haben wir magische Momente erlebt, haben Stürmen getrotzt und sind mit unserem Sohn zu einer Familie zusammengewachsen. Ein Traum ist wahr geworden und die Magie, die manchmal bei Nacht zwischen Himmel und Ozean aufglimmt, hat einen Platz in unseren Herzen behalten.“

Dr. Eckhard Hunger

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