Senioren EM Laser Radial in Varna und IDJM am Ammersee

28. Oktober 2021
Kategorie: 
Jugend

Gesa war bei der Senioren EM in Varna und wird bei den Deutschen Jugendmeisterschaften insgesamt vierte und bestes Mädchen. Hier ihr Bericht der Reihe nach:

„Im vergangenen Monat hatte ich noch einmal zwei große Segelereignisse vor mir. Ende September ging es nach Bulgarien zu meinem ersten „richtigen“ Seniorenevent. Erwartet hatten alle 25 Grad C, Sonnenschein und eine leichte Brise. Am Ankunftstag war dies auch noch der Fall, jedoch wurde es jeden Tag bis zu unserer Abfahrt ein Grad kälter und der Wind nahm um 1kn zu.

Nach anfänglichen technischen Schwierigkeiten mit meinem Boot hatte ich drei gute Trainingstage in der Bucht vor Varna und fühlte mich nach der Teilnahme an Trainingsrennen ganz gut vorbereitet für die anstehende Europameisterschaft. Am ersten Tag hatten wir sehr schöne Segelbedingungen mit 12kn Wind, einer leichten Welle aus Windrichtung und Sonnenschein. Gleich das erste Rennen lief bis zu einer Kenterung sehr gut, jedoch blieb dieses eine der besten Wettfahrten insgesamt. Die folgenden zwei Segeltage hatten ebenfalls sehr schöne Segelbedingungen und ich konnte meine Zielsetzung des guten Startens erstaunlich oft üben. Dies lag daran, dass die Wellen von den Hafenmauern abprallten und an der Startlinie die Boote teilweise weit über die Linie drückten. Mit 80 Booten an einer Linie zu starten ist eh schon eher selten und dann dort auch noch mit den besten Mädels bzw. ja Damen zu starten, hat mir sehr geholfen, denn ich konnte mir einiges abschauen und meine Technik üben. Leider schafften wir an zwei Tage nur ein Rennen, trotz ewigen Wartens auf dem Wasser bei genügend Wind. Der Wind wurde zum Abend hin dann zusätzlich punktuell sehr löchrig und an einigen Stellen sehr drehig.

An den letzten zwei Tagen wurde es durch mittlerweile 20kn Wind, Regen und 2m Welle von der Seite noch ungemütlicher auf dem Wasser. Damit wurden auch die Geschwindigkeitsunterschiede zwischen den älteren und den jüngeren Teilnehmerinnen noch krasser. Alles in allem war es trotzdem ein sehr lehrreiches Event. Ich habe herausgefunden, dass wirklich alle Gerüchte über das sehr stark ansteigende Niveau im Verhältnis zum Juniorenbereich stimmen und dass man sich nicht in Sicherheit wiegen kann, wenn man an der Tonne eins noch sehr gut liegt. Mein Endergebnis war letztendlich Platz 64 von 78 in der weltweiten Wertung und Platz 53 in der EU- Wertung, womit ich zufrieden bin, denn die Mädels, die bei den Jugend- und Juniorenevents so gut waren wie ich, konnte ich teilweise noch hinter mir lassen.

Nach drei Ruhetagen in Berlin ging es anschließend nach Bayern an den Ammersee zur Jugenddeutschen. Wie in Bayern so üblich, war sehr wenig Wind angesagt. Nach dem ersten Trainingstag hatte ich eher ein schlechtes Gefühl für die Regatta, da ich die 1,5 Monate zuvor eigentlich ausschließlich viel Wind und Welle hatte und mit dem Flachwasser und dem böigen und drehigen Wind nicht so zurechtkam. Auch meine Manöver hatten ein wenig darunter gelitten. Nach der Eröffnung und einem Weißwurstfrühstück war der Start für 14h angesetzt und starteten pünktlich in die erste Wettfahrt. Ich war sehr erstaunt über die so kurze Startlinie und dass dann doch etwas geringere Niveau am Start (im Verhältnis zu den Seniorinnen). Der Wind wollte jedoch nicht so richtig mitspielen, sodass das Rennen nach dem ersten Vorwind, der eigentlich eher ein Halbwind war, abgebrochen wurde. Ich war ganz froh darüber:  Ich lag auf Position 7 und mein Ziel insgesamt war, Top Ten zu fahren, was bei zwei Gruppen bedeutet, immer Top 5 in den Rennen zu fahren. Zu unserem Erstaunen versuchte die Wettfahrtleitung kein weiteres Rennen, obwohl sich der Wind nach unserer Beobachtung in Richtung und Stärke stabilisiert hatte.

Am nächsten Tag hat sich die Drohung des Wettfahrtleiters leider bewahrheitet: Er hatte für 8:30 h den ersten Start angesetzt. Das hieß für uns im Stockdunkeln Boote aufbauen und umziehen, um dann mit der ersten Helligkeit abzulegen. Leider kam die erhoffte Thermik nicht und warteten 3 Stunden auf dem Wasser und an Land auf den Wind. Ein Schnitzelessen hat die Wartezeit sehr erträglich gemacht, sodass wir dann nachmittags noch drei schöne Rennen segeln konnten. Es waren sehr drehige Winde, der Kurs lag öfters nicht genau in Windrichtung, jedoch lief es für mich mit den Platzierungen 2, 2, und 7 sehr gut und ich durfte am nächsten Tag von Position drei aus starten. Mit neuen Gruppen ging es dann erneut um 9 h los und wir konnten bei anfangs sehr dichtem Nebel und sehr leichtem Wind ein Rennen segeln, bevor es für uns an Land mit einem weiteren Schnitzel und Uno spielen wieder ans Warten ging.  Viele Stunden später fuhren wir nachmittags wieder hinaus und konnten noch ein Rennen segeln. Mit den Platzierungen 5 und 6 lag ich nun auf Platz 5 der Gesamtwertung.

Am letzten Tag war die Windvorhersage ebenfalls sehr dürftig ausgefallen. Also wieder warten ab 8 h an Land. Ein drittes und letztes Schnitzel und die Gespräche mit den anderen Seglern haben meine Motivation jedoch weiterhin aufrecht gehalten. Auch als es dann um 14h noch einmal rausging. Die ersten hatten schon angefangen einzupacken, aber die Wettfahrtleitung wollte jede mögliche Sekunde vor der letzten Startmöglichkeit um 18 Uhr(!!)/ fast Sonnenuntergang ausnutzen. Nach kurzem Warten auf dem Wasser segelten wir noch zwei sehr spannende Rennen. Im ersten Finalrennen lief es eher weniger gut und ich fuhr mit Platz 14 meinen Streicher, was dazu geführt hat, dass mich Henriette (PYC/SCA) von meiner Position als erstes Mädchen sehr knapp verdrängt hätte. Mit viel Adrenalin und Anspannung ging es also ins letzte Rennen, wo wir beide uns auf Position 3 und 4 einen harten Kampf lieferten. Ich konnte schlussendlich mit einem dritten Platz meine sehr gute Freundin Henriette hinter mir lassen und überholte auch noch einen der vor mir liegenden Jungs im Gesamtergebnis. Mit einem Nudelessen um 19h und der Siegerehrung um 21h war meine Deutsche auf Platz vier beendet. Es hat leider nicht mehr für das Podium gereicht, aber ich bin trotzdem mehr als zufrieden und bin die erste Besitzerin des ,,Sparkling Rhombus Trophy“  Wanderpreises für das beste Mädchen im Ilca 6. Gewonnen hat Ole Schweckendieck vor Jonas Mager und Willy Sörensen.

Nachts ging es für mich dann durch die ganze Republik nach Kiel, wo ich am darauffolgenden Tag meinen ersten Unitag hatte. Für den Herbst und Winter steht sehr viel Training in Kiel auf meinem Plan bevor es nach Weihnachten voraussichtlich nach Villamoura in Portugal geht.

 

Gesa Papenthin// Fotos: Regate.Com.HR und Hartmut Papenthin