EM Andora und Trainingslager

08. April 2023
Kategorie: 
Sport

Gesa hat uns einen kurzen Bericht über die ersten drei Monate des laufenden Jahres übersandt. Hier ihr Bericht: „Das Jahr 2023 begann für mich im Januar mit zwei  je einwöchigen´Trainingslagern in Cadiz/ Spanien auf dem Atlantik. Den Februar habe ich dann komplett in Kiel verbracht, um meine Klausuren in der Uni zu schreiben.


Die ersten drei Märzwochen war ich im Rahmen der ILCA Senioren Europameisterschaft in Andora (Italien). Beginnend mit einer etwas längeren Reise von Kiel nach Hannover, von dort mit dem Flugzeug nach Vilamoura in Portugal und abschließend einer 2000km langen Fahrt von dort bis an die Mittelmeerküste im Norden Italiens, waren gleich die ersten Tage recht anstrengend. Aber auf uns warteten 15 Grad, Sonnenschein und leichter Wind. Wir hatten etwas mehr Training vor der Regatta eingeplant, da die Bedingungen dort laut meiner Trainingspartnerin Hannah Anderssohn sehr besonders sind. Sie selbst hat dort in der Vergangenheit schon einige Wochen verbracht und konnte unsere gesamte Gruppe mit ihrem Wissen stärken. Aber wie das immer so ist, gab es zur Regatta komplett andere Bedingungen als im Vortraining. Zu Beginn hatten wir leichten bis mittleren auflandigen Wind mit passender Welle und in der Regatta eher küstenparallele Winde mit 0-25 kn, 4m Schwell von der entgegengesetzten Windrichtung, was eher zu einem Umherschaukeln führte.

Andora ist ein kleines Städtchen mit etwa 3000 Einwohnern in der Nähe von San Remo in Norditalien. Es ist im Sommer sehr touristisch geprägt und kann bis zu 70 000 Gäste beherbergen, im März ist dort jedoch alles andere als Saison. Kaum ein Restaurant oder eine Eisdiele hatten geöffnet. Die Landschaft ist geprägt von den Ausläufern der Alpen, sodass ein ähnliches Gefühl wie am Gardasee mit den ganzen Bergen entsteht, jedoch mit einem offenen Meer auf der entgegengesetzten Seite. Dementsprechend sind dort die Bedingungen auch anders als an einer normalen Küste mit flacher Landschaft, wie zum Beispiel in Hyères. Auch die Windvorhersagen unterschieden sich daher erheblich und zeigten alles zwischen 0 bis 45 Knoten zur gleichen Uhrzeit.

Ich startete nach ein wenig mehr als einer Woche Vortraining hochmotiviert in den Wettkampf. Leider gab es am ersten Tag überhaupt keinen Wind und so verbrachten wir 6 Stunden auf dem Wasser, ohne ein Rennen zu schaffen. Das einzige was wir als erste Gruppe 2 Stunden lang versuchten, war einen Start hinzubekommen, was sich jedoch als schwierig herausstellte, aufgrund des sehr inkonstanten, drehenden Windes (am Wannsee wären wir dabei locker 4 Rennen gesegelt, aber bei einer EM wird das etwas anders gehandhabt). Am zweiten Tag war vormittags guter Wind, jedoch setzte die Wettfahrtleitung wegen ihrer Windvorhersage den Start auf 13h fest, sodass wir nur noch ein bisschen Wind für eine Wettfahrt erhaschen konnten. Gut gemeint aber letztendlich schlecht umgesetzt. Dafür gab es zusätzlich noch Probleme mit den GPS Tonnen, die mitten im Rennen einfach selbständig 100m gefahren sind und so unfaire Bedingungen schafften und viele Proteste hervorriefen. Dies betraf zwar die andere Gruppe, aber dies war der Grund für den ersten Aufreger gegenüber der Wettfahrtleitung. Um auf keinen Fall morgens wieder Wind zu verpassen, wurde am kommenden Tag der Start bereits um 9 Uhr angesetzt. So früh war ich nach meiner Erinnerung nicht einmal am Ammersee in Bayern im Hafen. Nach 3 Stunden des Wartens an Land ging es dann aufs Wasser mit riesiger Welle von hinten und sehr böigem Wind. Für mich lief es in diesen ersten Rennen nicht wie gewollt, da ich wusste, dass ich eigentlich anders im Feld der 110 Mädels positioniert bin. So lag ich nach 3 Wettfahrten auf Rang 104. Der vierte Wettfahrttag brachte dann 20-25kn. Ich hatte mir eher weniger Wind gewünscht, aber es lief erstaunlich gut. Meine Zielsetzung hatte sich aufgrund der schlechten Positionierung ebenfalls verschoben, sodass ich am Ende des Tages eigentlich ganz stolz war, bei so viel Wind nach der Startkreuz auf einer Position im Mittelfeld zu liegen. Leider hat es für mich nicht für das Goldfleet gereicht, aber ich konnte dann im Silberfleet wieder weiter an meinen Starts und meiner Startkreuz arbeiten. Während die Jungs im ILCA Standard einen einstündigen Streik aufgrund der schlechten Leistungen der Wettfahrtleitung auf ihrem Kurs organisierten und durchführten, konnten wir die ersten Finalrennen segeln, bis wieder, wie auch in den vorherigen Tagen, der Wind zusammenbrach und abgebrochen wurde. Der letzte Tag war der einzige, an dem wir einigermaßen pünktlich und wieder früh um 9 Uhr starten konnten. Diesmal bei schönen Segelbedingungen und nur Welle von vorne und nicht von hinten. Ich gewann mein Selbstvertrauen wieder zurück und konnte viele Plätze auf dem Vorwind aufholen. Letztendlich hat es für mich nur für den 91. Platz in der Offenen Wertung (76 Europa Wertung) gereicht, trotzdem konnte ich viele Erfahrungen mitnehmen.

Nach einer Woche Pause und einer Kraftdiagnostik am Olympiastützpunkt in Hamburg Ende März bin ich aktuell wieder für ein zweiwöchiges Trainingslager in Marseille am Austragungsort der olympischen Spiele 2024. Hier hat der DSV schon vor geraumer Zeit eine Basis mit zwei voll ausgestatteten 40 Fuß-Containern (inkl. Werkstatt, Videoanalyseequipment, Kraftraumzubehör, Ersatzteilen, Kaffeemaschine, Klimaanlage etc.) eingerichtet. Meine Eltern und mein Bruder haben mir Gesellschaft geleistet und in Marseille ein paar Urlaubstage verbracht (und mich jeden Tag mit gutem französischem Essen versorgt). Nach einem kurzen Stopover in Kiel geht es Ende April weiter nach Hyères zur Semaine Olympique Francaise (einer Art Kieler Woche der Franzosen) und dann im Mai nochmals nach Marseille und nach Nieuwpoort in Belgien. Ich werde berichten.

Viele Grüße

Gesa“

 

Fotos: Dr. Wiebke Papenthin, Pia Conradi